Ein Einblick in Indooranlagen und damit verbundene Erfahrungen
Bäder mit biologischer Wasseraufbereitung erfahren eine zunehmende Beliebtheit bei den Badegästen. Gleichzeitig ist über den nunmehr 20-jährigen Betrieb mit ausgiebigen Erfahrungen der hygienischen Leistungsfähigkeit eine umfangreiche Kenntnis über diese Art der Wasseraufbereitung im nationalen wie auch im internationalen Raum erlangt.
Auf dem internationalen IOB Kongress in Portugal Albufeira 2021 haben wir erstmalig einen Vortrag über Erfahrungen mit Indoor Anlagen gehalten. Dabei wurden die folgenden Modell-Bäder vorgestellt:
Bad 1: Wellnessdüne 6
Bei diesem Objekt handelt es sich um ein attraktives Campingplatz Hallenbad. Ca. 100 bis 200 Gäste nutzen das Bad täglich, Sommer wie Winter. Das Bad weist einen submersen Bodenfilter auf, der sich unterhalb des Beckenumganges befindet.
Technische Daten:
- Beckenfläche: 200 m²;
- Beckenvolumen: 240 m³
- Umwälzrate: >8h
- Fläche Wasseraufbereitung: 30 m²
Hygiene — Erfahrungen
Erstmalig wurden 2004 Hygieneparameter erhoben. In den ersten Jahren traten immer wieder Grenzwertüberschreitungen von Pseudomonas Aeruginosa auf. Im Rahmen einer Sanierungsplanung durch die Polyplan GmbH konnten die Störquellen gefunden und behoben werden. Heute läuft das Bad stabil und weist gegenüber Outdoor Anlagen einen extrem geringen Reinigungsaufwand auf, welcher durch die Lichtlimitierung in Hallenbädern zu erklären ist.
Die Beckenwassertemperaturen wurden in den ersten Jahren auf unterhalb von 25°C begrenzt. Seit 2017 werden Beckenwassertemperaturen von 25 bis 29,8 °C eingeregelt. Interessanterweise treten auch hier keine erhöhten Keimzahlen im Bereich von E. coli und Enterokokken auf.
Resultat:
- Diese Anlage funktioniert heute reibungslos.
- Sie weist stabile Hygienewerte auf.
- Temperaturen von bis zu 29,8 °C führen nicht zu einer Beeinflussung / Verschlechterung der Standard-Hygienewerte.
- Weitere Datenerhebungen sollten im Rahmen eines Forschungsprojektes zu folgenden Parametern erhoben werden: Legionellen, Norovirus, Kryptosporidien, Zooplankton, Algen.
Bad 2: Badeteich Modoux
Zu diesem temporär abgedeckten Objekt existieren leider noch keine Hygienedaten.
Bad 3: Hotelanlage Hövelhof
Bei diesem Objekt handelt es sich um ein attraktives kleines Hotel-Hallenbad. Ca. 50 Gäste nutzen das Bad täglich, Sommer wie Winter. Das Bad weist einen submersen Bodenfilter auf, der sich unterhalb des Beckenumganges befindet.
Technische Daten:
- Beckenfläche: 60,1 m²;
- Beckenvolumen: 25 m³
- Umwälzrate: >3h
- Wasseraufbereitungsfläche: 11,5 m²
Hygiene — Erfahrungen
Erstmalig wurden 2017 Hygieneparameter erhoben; in den ersten Jahren traten immer wieder Überschreitungen von Pseudomonas Aeruginosa auf. Im Rahmen einer Sanierungsplanung durch die Polyplan GmbH konnten die Störquellen gefunden und behoben werden. Heute läuft das Bad stabil, die Überschreitungshäufigkeiten liegen im unteren Bereich des Erwartungswertes von ca. 6% — über alle Erhebungen liegt die Überschreitungshäufigkeit bei P.a. bei 12 %. Diese Häufigkeiten werden auch bei Outdoor-Anlagen als Jahresmittelwert üblicherweise gefunden[1]. Das Bad weist gegenüber Outdoor Anlagen einen extrem geringen Reinigungsaufwand auf, was offensichtlich durch die Lichtlimitierung zu erklären ist.
Die Beckenwassertemperaturen wurden in den ersten Jahren auf unter 25°C begrenzt. Seit 2017 werden Beckenwassertemperaturen von 25 bis 26 °C eingeregelt. Auch hier treten keine erhöhten Keimzahlen in Bezug auf E. coli und Enterokokken auf. Eine Ausnahme stellt der E. coli Wert in 07/2021 dar, hierfür liegt uns keine schlüssige Erklärung vor.
Resultat:
- Diese Anlage funktioniert heute reibungslos.
- Sie weist stabile Hygienewerte auf.
- Temperaturen von bis zu 26 °C führen nicht zu einer Beeinflussung / Verschlechterung der Standard-Hygienewerte.
Zusammenfassung
Die bestehenden Anlagen sind nach heutigen Regelwerken nicht genehmigungsfähig, dennoch zeigen die langjährigen Betriebserfahrungen, dass sie einwandfrei laufen und gegenüber den Outdoor-Anlagen sogar den Vorteil der Lichtlimitierung aufweisen.
Bauphysikalisch werden die Anlagen mit einer Luftfeuchtigkeit von > 70% gefahren, Schimmelbildung und Korrosionen sind ausgeblieben. Das fehlende Chlor reduziert den Lüftungsbedarf und vereinfacht den Einsatz von Umluftwärmetauschern erheblich, sodass hier massive Energieeinsparungen im Vergleich zu herkömmlichen Hallenbädern zu erwarten sind. Die Pumpentechnik arbeitet mit Vordrücken von weniger als 3 mWs, was eine potentielle Einsparung von elektrischer Energie von etwa 60% erwarten lässt.
Aufgrund dieser Ergebnisse haben wir bereits Kontakt zu Hallenbad-Betreibern und Bädergesellschaften aufgenommen um erstmalig eine öffentliche Referenzanlage zu planen. Wir hoffen, dass wir in Kürze mehr darüber berichten können.
1 Veröffentlichungen zu Hygienewerten in Bädern mit Biologischer Wasseraufbereitung:
- Hygienic quality of public natural swimming pools (NSP) — Stefan Bruns and Christina Peppler
- Datenbank Naturfreibäder „DANA“
- Auswertung der Hygienesituation in Freibädern mit biologischer Wasseraufbereitung auf Basis der Datenbank Naturfreibäder DANA
- IOB Conference 2021, Albufeira Vortrag Stefan Datenerhebung DANA 2007… 2021 – Stefan Bruns