Ein nicht zu unterschätzender Faktor
In Schwimm- und Badeteichen finden, wie in einem See, natürliche Prozesse der Keimreduzierung direkt im Gewässer statt. Dazu gehören neben dem UV-Licht auch das Absinken von Partikeln auf den Gewässerboden (Sedimentation), bestimmte Milieubedingungen, Konkurrenzdruck und der Wegfraß durch das Makrozoobenthos (auf Oberflächen lebende, wirbellose Tiere). Aber auch das Zooplankton (im Wasser frei schwebende, tierische Kleinstorganismen) spielt eine wichtige Rolle bei der Keimelimination, da es sich zum Großteil von Bakterien und Algen ernährt.
Die am häufigsten im Süßwasser vorkommenden Gruppen des Zooplanktons sind Flagellata (Geißeltierchen), Ciliata(Wimpertierchen), Rotatoria (Rädertierchen), Cladocera (Wasserflöhe) und Copepoda (Ruderfußkrebse). Ein Großteil der Zooplankter ernährt sich von Bakterien (bakteriovor) und / oder Phytoplankton (herbivor). Diese Zooplankter haben unterschiedliche Fraßverhalten und werden als Strudler, Filtrierer oder Greifer (Abbildung 1) eingeteilt.
Seit Jahrzehnten werden intensive gewässerökologische und mikrobiologische Forschungen betrieben, um die Nahrungsgefüge und Stoffflüsse in aquatischen Ökosystemen besser zu verstehen. Die Fraß- und Filtrationsleistungen von vielen Zooplanktonorganismen sind inzwischen bekannt und zeigen die Möglichkeit des gezielten Einsatzes von Zooplankton in der Abwasserbehandlung und Keimelimination.
Die Filtrationsrate eines Individuums gibt an, in welchem Wasservolumen die gefressene Futtermenge vorhanden war. Wohingegen die Ingestionsrate angibt, wie viele Futterpartikel oder wie viel Futtermasse ein Individuum pro Zeiteinheit frisst.
Innerhalb der Zooplanktongruppen gibt es große Unterschiede in den Filtrationsraten (Tabelle 1).
Zooplanktongruppe | Filtrationsraten [ml / Individuum / Tag] | ||
Minimum | Maximum | Mittelwert | |
Ciliata | 0,012 | 0,163 | 0,0875 |
Rotatoria | 0,007 | 16,992 | 8,500 |
Copepoda | 0,048 | 129,600 | 64,824 |
Cladocera | 0,096 | 66,480 | 33,288 |
Aber nicht nur die Zusammensetzung des Zooplanktons spielt eine entscheidende Rolle bei der Filtrationsleistung, sondern auch die Individuendichte.
In einem Schwimm- und Badeteich geht man aufgrund der geringen Trophie und dem Mangel an Nahrung von einer mittleren bis maximalen Filtrationsleistung der Zooplankter aus. Je geringer das Nahrungsangebot ist, desto mehr müssen die Zooplankter filtrieren, um an Nahrung zu gelangen. Im Rahmen der gewässerökologischen Überwachung nach FLL durch KLS Gewässerschutz wurde festgestellt, dass bei hohen Individuendichten unter Annahme einer maximalen Filtrationsleistung der gesamte Wasserkörper des Schwimm- und Badeteichs 3 bis 11 mal pro Tag durch das Zooplankton durchfiltriert wird (mittlere Filtrationsleistung = 2 bis 5 mal pro Tag) (KLS, 2008).
Diese Daten zeigen zum einen den Einfluss von Zooplankter auf die Keimelimination und zum anderen die Wichtigkeit, während eines gewässerökologischen Monitorings in den Schwimm- und Badeseen den Bestand der Zooplankter qualitativ und quantitativ zu erfassen.
[KLS]
Weiterführende Literatur:
EYDELER & SPIEKER (2010): Keimelimination durch Zooplankton — Wasserreinigung in Schwimm- und Badeteichen. In: Der Hygieneinspektor, Infektionsschutz, Trinkwasser, Badewasser, Umwelthygiene; 01 / 2010: S. 70–76.